Die angespannte Marktsituation mit Lieferengpässen, nicht ausreichend verfügbarem Personal in vielen Bereichen sowie baulichen Unwägbarkeiten stellt viele private und öffentliche Bauprojekte vor große Herausforderungen. Besonders im Schieneninfrastrukturbau trifft eine anhaltend hohe Nachfrage nach Gleisbau und bahntechnischen Anlagen sowie nach entsprechenden Fachfirmen auf ein vergleichsweise geringes Angebot. Die Auswirkungen sind auch im Projekt „Stadtbahn Europaviertel“ spürbar. „Wir spüren deutlich, wie stark wir vom Markt abhängig sind“, sagt Florian Habersack, kaufmännischer Geschäftsführer der SBEV – Stadtbahn Entwicklung und Verkehrsinfrastrukturprojekte Frankfurt GmbH.
Seit 2023 mussten vier Vergabeverfahren für sogenannte Schlüsselgewerke –Baulogistik, oberirdischer Fahrweg, elektrische Anlagen, unterirdischer Fahrweg – im Projekt „Stadtbahn Europaviertel“ aufgrund von fehlenden, nicht wertbaren oder unwirtschaftlichen Angeboten aufgehoben und neu ausgeschrieben werden. Dabei gilt: „Kommt es zu Vergabeausfällen, führt dies zu Verzögerungen im gesamten Projekt. Wenn wir Schlüsselgewerke nicht vergeben können, hat das weitreichende Auswirkungen, denn für eine Inbetriebnahme müssen alle Fachgewerke ineinandergreifen,“ führt Habersack weiter aus.
Diese Situation auf dem Markt wirkt sich auf das Datum zur Inbetriebnahme der U5 Verlängerung ins Europaviertel aus. Unter Berücksichtigung der bisherigen Verzögerungen kann 2029, nach heutigem Stand, erstmals die Stadtbahn auf dieser Stecke fahren.
„Diese Nachricht ist ernüchternd für alle Frankfurterinnen und Frankfurter, die auf die Stadtbahnverbindung ins Europaviertel warten. Zugleich stelle ich fest, dass alle Beteiligten mit Hochdruck an der bestmöglichen Lösung arbeiten. Die aktuelle Situation verlangt von der öffentlichen Hand Flexibilität und Kreativität – und genau das erlebe ich bei den Projektbeteiligten,“ so Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert.
Schlüsselgewerke konnten jetzt vergeben werden
„Wir beobachten und analysieren das Marktgeschehen fortlaufend und passen unsere Vergabestrategie an. Müssen wir eine Leistung erneut ausschreiben, aktualisieren wir die Unterlagen entsprechend der Marktlage und passen Zeitpläne an. Je nach Komplexität der Ausschreibung umfasst eine Vergabe bis zu 2.000 Seiten kaufmännische und technische Unterlagen, dazu kommt noch eine Vielzahl an Plänen,“ erklärt Florian Habersack.
Auf diese Weise konnten mittlerweile drei der vier Schlüsselgewerke nach einer zweiten Ausschreibung beauftragt werden: Baulogistik, oberirdischer Fahrweg und elektrische Anlagen (oberirdisch). Im Falle der elektrischen Anlagen zeigt sich, dass die angepasste Strategie der SBEV, Vergaben teilweise in kleinere Pakete aufzuteilen, erfolgreich ist. Denn bei der erneuten Ausschreibung wurde die Vergabe in jeweils ein Los geteilt, also in getrennte Pakete – eines für den oberirdischen und eines für den unterirdischen Streckenabschnitt: „Um unsere Ausschreibungen für den Markt so attraktiv wie möglich zu gestalten, teilen wir Vergaben, dort wo möglich, in kleinere Pakete auf. Dadurch entsteht für die SBEV zwar ein höherer Aufwand im Vorfeld, jedoch gelingt es so, einen größeren Bieterkreis anzusprechen. Denn kleinere Lose sind für Firmen besser zu kalkulieren, da die zu erbringende Leistung überschaubarer wird,“ führt Ingo Kühn, technischer Geschäftsführer der SBEV, weiter aus. Nun arbeitet die SBEV daran, bis Ende des Jahres 2026 einen Großteil der noch ausstehenden 20 Vergaben von insgesamt rund 30 Vergaben auf den Markt zu bringen.
Kontakt bei Fragen zum Projekt, Anliegen und Beschwerden
Ihre Ansprechpartnerinnen Franziska Roth und Anna Holthaus sind für Sie erreichbar: Montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr telefonisch unter 0171 862 41 85, per E-Mail über info(at)sbev-frankfurt.de sowie nach Vereinbarung über MS Teams oder vor Ort auf der Baustelle.