Stadtbahn Europaviertel: Inbetriebnahme verzögert sich bis 2027

  • Mehrkosten aufgrund von Preissteigerungen
  • Ziel: Inbetriebnahme 2027 mit Verlängerung bis zum Römerhof 

Lieferengpässe, die zu Verzögerungen führen, enorme Preissteigerungen sowie bauliche Unwägbarkeiten führen bei Bauprojekten der privaten und öffentlichen Hand – nicht nur in Frankfurt, sondern bundesweit – zu Kostensteigerungen und angepassten Terminen. Auch auf das Projekt „Stadtbahn Europaviertel“ wirken sich die wirtschaftlichen Entwicklungen im Zuge der Corona-Pandemie und des Angriffs Russlands auf die Ukraine aus: „Durch die außerordentlichen Preissteigerungen und die herausfordernde Marktlage werden abgeschätzte Mehrausgaben in Höhe von 141,5 Millionen Euro erwartet. Die Gesamtkosten erhöhen sich von 373,5 Millionen auf 515 Millionen Euro. Und die Inbetriebnahme verschiebt sich in das Jahr 2027“, wie  Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (B‘90/Grüne) auf einer Pressekonferenz am Montag, den 16.10.2023, bekannt gibt. „Mit der Mehrkostenvorlage stellen die Stadt Frankfurt und die Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF) sicher, dass die Finanzierung der noch zu beauftragenden Leistungen gewährleistet ist“, so Stadtrat Siefert.

Ziel: Inbetriebnahme 2027 mit Verlängerung bis zum Römerhof

Die Verschiebung der Fertigstellung wollen Stadt, SBEV und VGF gleichzeitig als Chance nutzen, die Verlängerung der U5 zum Römerhof entscheidend voranzubringen: „Unser Ziel ist es, die U5 nun insgesamt mit der Verlängerung zum Römerhof in Betrieb zu nehmen, also mit zwei zusätzlichen Stationen. Eine entsprechende Vorplanungsvorlage befindet sich aktuell auf dem parlamentarischen Beschlussweg,“ sagt Ingo Kühn, technischer Geschäftsführer der Stadtbahn Entwicklung und Verkehrsinfrastrukturprojekte Frankfurt GmbH (SBEV). Dafür fanden bereits umfangreiche Abstimmungen mit allen relevanten städtischen Instanzen statt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Durchführung der weiteren Planungen einschließlich Bau- und Finanzierungsvorlage durch die Stadtverordneten beschlossen und der Bebauungsplan aufgestellt werden. Zudem muss die Stadt den erforderlichen Grunderwerb, der für die Verlängerung der U5 bis zum Römerhof notwendig ist, schnellstmöglich anstoßen und tätigen.

Gründe für Mehrkosten und Verzögerung: Preissteigerungen und knappe Kapazitäten

Ein Grund für die Mehrkosten sind die steigenden Baunebenkosten, hierzu gehören zum Beispiel Kosten für die Planung, Projektleitung, Projektsteuerung, Sachverständige. So erläutert Florian Habersack, kaufmännischer Geschäftsführer der SBEV: „Die verlängerte Bauzeit und die allgemeine Entwicklung der Preise und Löhne wirken sich auch maßgeblich auf die Höhe der Baunebenkosten aus. Dies haben wir in der Mehrkostenvorlage berücksichtigt.“

Gegenwärtig bereitet die SBEV umfangreiche Ausschreibungen für die technischen Ausbaugewerke sowie den Fahrweg vor. Erste große Ausschreibungspakete wurden bereits veröffentlicht. Nachdem erste Angebote gesichtet wurden, zeichnen sich vor dem Hintergrund der konjunkturellen Entwicklungen und des bestehenden Mangels an Kapazitäten für die anstehenden zahlreichen Ausschreibungen außerordentliche Preiserhöhungen in den einzelnen Gewerken ab: „Es besteht ein hohes Risiko, dass es mangels Angebote zu Vergabeausfällen kommt. So musste die SBEV im Sommer bereits Ausschreibungen zurückziehen, weil keine wertbaren Angebote eingegangen waren“ erläutert Florian Habersack. Und Ingo Kühn fügt ergänzend hinzu: „Als Projekt der öffentlichen Hand heißt das für die SBEV, dass die Wiederholung einer Ausschreibung zusätzlich bis zu 12 Monate dauern kann, weil wir die Rahmenbedingungen des öffentlichen Vergaberechts einhalten müssen.“

Für die prognostizierten Mehrkosten werden wie üblich Förderanträge bei Bund und Land gestellt. 

Das Projekt „Stadtbahn Europaviertel“

Das Projekt „Stadtbahn Europaviertel“ ist eines der größten Infrastrukturprojekte der Stadt Frankfurt am Main. Mit dem Großbauvorhaben wird die Stadtbahnlinie U5 über den Hauptbahnhof hinaus ins Europaviertel verlängert und dadurch eines der jüngsten Frankfurter Quartiere an das leistungsfähige öffentliche Nahverkehrsnetz der Stadt angebunden. Die Strecke mit 4 Stationen ist 2,7 Kilometer lang: Sie verläuft vom Anschlussbauwerk unter dem Platz der Republik durch die unterirdische Station „Güterplatz“ über eine Rampe an die Oberfläche und in der Mitte der Europa-Allee auf einem Grüngleis weiter Richtung Westen. Die Stationen „Emser Brücke“, „Europagarten“ und „Wohnpark“ (Arbeitstitel) werden oberirdisch gebaut.

Das Projekt besteht aus zwei Baufeldern: Dem Baufeld „Güterplatz“, wo gegenwärtig die einzige unterirdische Station entsteht. Und dem Baufeld in der Mitte der Europa-Allee. Von hieraus startete die Tunnelbohrmaschine und bohrte zwei Tunnelröhren bis zum Anschlussbauwerk unter dem Platz der Republik. Nach Abschluss der Tunnelbauarbeiten wurde das Baufeld in der Europa-Allee zurück- und umgebaut. Seit 2022 werden dort die Rampe, über die die Stadtbahn später an die Oberfläche gelangt, und der Tunnel in der sogenannten offenen Bauweise hergestellt.

Verantwortlich für Planung und Realisierung ist die Stadtbahn Entwicklung und Verkehrsinfrastrukturprojekte Frankfurt GmbH (SBEV), die zu 51 Prozent der Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF) und zu 49 Prozent der Stadt Frankfurt am Main gehört.

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Kontakt bei Fragen zum Projekt, Anliegen und Beschwerden 

Ihre Ansprechpartnerin Anna Holthaus ist für Sie erreichbar: Montags bis freitags von 09 bis 17 Uhr telefonisch unter 0171 862 41 85, per E-Mail über info(at)sbev-frankfurt.de sowie nach Vereinbarung über MS Teams oder vor Ort auf der Baustelle